Frauenpow(d)er!
Vier Athletinnen aus vier Skidisziplinen über ihre Passion
SkialpinTourenskiWissenwertesLanglauf
Einleitung
Warum lieben diese Wintersportlerinnen das, was sie tun? Welche Frau ist ihrer Meinung nach die coolste in der Szene? Und warum machen Frauen die Skiwelt einfach irgendwie besser? Das und andere spannende Facetten aus den Bereichen Alpinskilauf, Skitour, Langlauf und Freeriden erfährst du von vier jungen Wintersportprofis!
SPORT 2000: Was liebst du speziell an deiner Skidisziplin?
Nadine Wallner (Freeride)
Wie der Name schon sagt: Freeskiing ist frei. Es gibt keine Vorgaben, was und wie man es betreibt. Man macht, was einem taugt und sich gut anfühlt. Es ist individuell, was jemand am Berg gerne aufführt. Am Style sieht man auch bei vielen gewisse Charakterzüge, das ist total spannend. Freeriden ist nicht messbar und immer in den Bergen draußen – dabei generiere ich unglaublich viel Energie.
Johanna Hiemer (Skitour)
Am Skitourengehen liebe ich das Gefühl von Schnee unter den Füßen. Ich bin ein totaler Wintermensch und mir kann es kaum zu kalt sein. Am coolsten finde ich die Kombination aus Aufstieg und Abfahrt. Im Sommer hat man zu Fuß bergab meist einen weiten Weg vor sich. Im Winter fährt man einfach mit den Skiern ab und genießt bestenfalls super Bedingungen.
Katharina Gallhuber (Alpin)
Ich liebe das Freiheitsgefühl in Kombination mit Geschwindigkeit und Adrenalin.
Teresa Stadlober (Langlauf)
Beim Langlaufen wird der ganze Körper bewegt, jede Muskelgruppe trainiert und das immer in der freien Natur, an der frischen Luft und auf wunderschönen Loipen.
SPORT 2000: Welche Rolle spielt dein Equipment für dich?
Nadine Wallner (Freeride)
Je professioneller und höher das Level, auf dem man etwas ausführt, umso mehr beschäftigt man sich mit dem Material. Da versucht man dann schon, von der Performance her keine Einbußen zu verzeichnen. Insofern spürt man genau hinein, was man braucht und was nicht.
Johanna Hiemer (Skitour)
Die Ausrüstung spielt eine große Rolle. Ich habe für das Gelände zwar immer noch extrem leichte, aber doch etwas schwerere und breitere Skier. Durch den vielen Rennsport bin ich an das leichte Material gewöhnt, sodass es mir am meisten Spaß macht, mit wenig Gewicht schnell den Berg hinauf zu kommen.
Katharina Gallhuber (Alpin)
Es wird ständig an der Ausrüstung getüftelt und sie wird immer wichtiger. Mit Marcel Hirscher ist das extrem geworden. Selbst wenn man den perfekten Ski hat, muss man ständig weiter daran feilen. Es ist irrsinnig wichtig, dauernd das letzte „Euzerl“ rauszuholen, nicht zuletzt, weil die Konkurrenz das auch macht.
Teresa Stadlober (Langlauf)
Schnelle Skier und optimales Wachs sind Voraussetzung für ein erfolgreiches Rennen. Gerade im klassischen Stil braucht es die perfekte Steigzone, um Anstiege gut zu bewältigen. Die Rennskier werden im Training zuvor getestet. Im Training kommen Trainingsskier zum Einsatz. Die Langlaufstöcke werden auf die Körpergröße abgestimmt.
SPORT 2000: Zu welchem deiner Ausrüstungsgegenstände hast du eine „besonders enge Beziehung“ und weshalb?
Nadine Wallner (Freeride)
Fürs Performen natürlich in erster Linie zu Skiern und Schuhen. Und bei den Rahmenbedingungen zur Safety-Ausrüstung.
Johanna Hiemer (Skitour)
Ich habe zu einem meiner ersten Rennskier eine enge Verbindung, weil ich damit meine ersten coolen Geländerennen gegangen bin. Mittlerweile fungiert er nur noch als „Steinski“. Als die fünf Jahre alten Bretter aber einmal notgedrungen wieder als Rennskier herhalten mussten, ließen sie mich nicht im Stich und verhalfen meiner Teampartnerin und mir sogar zum Podest.
Katharina Gallhuber (Alpin)
Am engsten verbunden bin ich mit meinem Ski. Der bringt mich vom Start bis ins Ziel, mit dem feiere ich Erfolge. Ich finde es spannend, dass es letztlich immer einen Lieblingsski gibt, mit dem man am besten harmoniert. Das gilt auch für zwei komplett baugleiche Skier – meist gibt es den einen, auf dem ich einfach besser „ziehe” und den dann auch lieber hernehme.
Teresa Stadlober (Langlauf)
Mein ganzes Equipment wird sorgfältig behandelt und gepflegt. Mein pinkes Stirnband ist mein Markenzeichen. Seine Farbe ist so knallig, damit man mich bei Wind und Wetter und bei Massenstarts gut erkennt. Und weil Pink meine Lieblingsfarbe ist.
SPORT 2000: Welche Frau ist in deiner Disziplin die coolste? Warum inspiriert sie dich?
Nadine Wallner (Freeride)
Die Andrea Binning finde ich extrem cool. Sie ist Australierin, hat zwei Kinder, ist mit einem Norweger verheiratet und lebt in Chamonix. Sie war Profi-Freeskierin und man kennt sie aus vielen Skifilmen und Magazinen. Wenn du mit ihr am Berg unterwegs bist, ist es immer lässig. Die hat einfach den Spirit gepachtet. Forever trendy!
Johanna Hiemer (Skitour)
Ich finde Emelie Forsberg am coolsten. Ihre natürliche Art mag ich besonders. Sie wurde ein paar Monate nach mir Mama und ich verfolge gerne ihren Weg zurück an die Weltspitze. Ich finde es wahnsinnig toll, dass sie nicht nur im Winter, sondern auch im Sommer als Trailläuferin so stark ist.
Katharina Gallhuber (Alpin)
Inspirierend finde ich Mikaela Shiffrin. Sie ist so extrem jung – ein Wahnsinn, was sie leistungstechnisch auf die Beine stellt. Am coolsten ist für mich Federica Brignone. Die kommt auf die Piste und strahlt wie die Sonne höchstpersönlich. Das schwappt auch auf andere über.
SPORT 2000: Warum machen Frauen die Welt des Skifahrens besser?
Nadine Wallner (Freeride)
Das würde ich so nicht sagen. Im Endeffekt geht es einfach ums Skifahren, darum, am Berg Spaß zu haben. Egal ob Mann oder Frau – es ist „simply skiing”.
Johanna Hiemer (Skitour)
Frauen machen den Skitourensport besser, weil sie ein gewisses weibliches Flair in eine männerdominierte Sportart bringen.
Katharina Gallhuber (Alpin)
Skifahren ist wie viele andere Sportarten eine Männerdomäne, zumindest was den Betreuungsbereich betrifft. Es ist wichtig, dass wir zeigen, was Frauen zustande bringen. Eine meiner Meinung nach sehr positive Entwicklung ist, dass immer mehr weibliche Physiotherapeutinnen und Trainerinnen im Profisport arbeiten. Ich finde es sehr angenehm, von einer Frau als Physio betreut zu werden. Frauen untereinander kommunizieren oft anders und geben einander wertvolle Inputs.
Teresa Stadlober (Langlauf)
Wir Frauen beweisen auch hier, dass wir viel aushalten, und machen die Langlaufwelt etwas weicher und lieblicher.
SPORT 2000: Was möchtest du Kindern und Nachwuchssportlerinnen in deinem Bereich mitgeben?
Nadine Wallner (Freeride)
Machen, wonach man sich fühlt. Spaß haben und nicht zu viel erwarten. Der Rest kommt von selber – und wenn nicht, kommt etwas anderes, das gut ist. Schon mit Ehrgeiz, aber immer auch mit einer gewissen Leichtigkeit das machen, worauf man Bock hat.
Johanna Hiemer (Skitour)
Skitourengehen ist die coolste Sportart, die man sich nur vorstellen kann. Ich hoffe, dass viele Kinder die Möglichkeit erhalten, diesen einzigartigen Sport von klein auf auszuüben. Ich selber kam schon mit sieben Jahren in den Genuss einer Skitour. Mein Papa kümmerte sich von Anfang an um gutes Material für meinen Bruder und mich.
Katharina Gallhuber (Alpin)
Immer mit Spaß und Herz dabei zu sein. Wenn man #ZielevorAugen hat, muss man natürlich ehrgeizig und hart trainieren. Doch gerade im Kindes- und Jugendalter ist es extrem wichtig, Freude daran zu haben. Das hilft auch später, wenn man sich streckenweise die ursprüngliche Leidenschaft bewusst machen muss, um in einem positiven Modus zu bleiben. Man sollte sich auch des Privilegs bewusst sein, oben auf einem Berg zu stehen und coole Schwünge runterziehen zu können.
Teresa Stadlober (Langlauf)
Habt immer Spaß und Freude an der Bewegung und genießt die Stunden in der Natur!
SPORT 2000: Ein Wort, das dein Gefühl beschreibt, wenn du auf dem Ski stehst?
Nadine Wallner: ‘s Beschte. (Vorarlbergerisch für „Das Beste”)
Johanna Hiemer: Leichtigkeit. Dankbarkeit.
Katharina Gallhuber: Leiwand.
Teresa Stadlober: Freiheit.
Nadine Wallner: ‘s Beschte. (Vorarlbergerisch für „Das Beste”)
Johanna Hiemer: Leichtigkeit. Dankbarkeit.
Katharina Gallhuber: Leiwand.
Teresa Stadlober: Freiheit.
Interviewpartnerinnen:
- Katharina Gallhuber (Alpin): Skirennläuferin ÖSV (u. a. Slalom-Bronze bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang 2018)
- Nadine Wallner (Freeride): Freeskierin und Bergführerin (u. a. Freeride World Tour Champion 2013 und 2014)
- Teresa Stadlober (Langlauf): Skilangläuferin SC Radstadt (u. a. 7. Platz 15 km Skiathlon bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang 2018)
- Johanna Hiemer (Skitour): Erfolge beim Skibergsteigen & Skitourenrennen (u. a. Vize-Staatsmeisterin Vertical & Individual 2020, Österreichische Meisterin Individual 2017, WM U-23 Bronze Individual 2017)