Die dreifache Weltmeisterin und das einstige Aushängeschild des Österreichischen Skiverbands (ÖSV) über Erfolge, die Kunst des Aufstehens nach Niederlagen, ihre Rolle bei der Entwicklung des JOY-Damenskis von Head und wertvolle Learnings aus ihrer aktiven Zeit.
Anna Veith: Ein Highlight meiner Karriere auszuwählen, ist gar nicht so einfach, denn jeder Sieg hat seine eigene Bedeutung für mich. Ein besonderer Meilenstein war mit Sicherheit mein Sieg bei den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi, wo ich die Goldmedaille im Super-G gewonnen habe. Dieser Sieg hat mir gezeigt, dass harte Arbeit, Durchhaltevermögen und Teamarbeit zu großen Erfolgen führen können. Letztendlich hat sich durch den Olympiasieg mein großer Kindheitstraum erfüllt. Diesen erreicht zu haben, hat mich in weiterer Folge sehr befreit Skifahren lassen, der zweimalige Gewinn des Gesamtweltcups folgte darauf.
Anna Veith: Erfolg im Ski-Zirkus erfordert neben technischem Können vor allem mentale Stärke, Ausdauer und die Bereitschaft, immer wieder aus Rückschlägen zu lernen bzw. die Komfortzone zu verlassen. Das Talent, schnell zu lernen, einen sehr starken Willen und vor allem das Durchhaltevermögen in schwierigen Phasen braucht jeder Sportler, um an die Spitze zu kommen. Ein starkes Team und die Unterstützung der Familie helfen dir, die eigenen Grenzen immer wieder zu verschieben und auch den Mut aufzubringen, den eigenen und neue Wege zu gehen.
Anna Veith: Nach Rückschlägen war es wichtig für mich, nie den Glauben an mich selbst zu verlieren. Mein wichtiges Umfeld aus Trainern, Physiotherapeuten und Familie hat mir geholfen, auf dem Weg zurück zur Spitze die richtige Unterstützung zu bekommen. Auch meine Leidenschaft für den Sport und der Wille, wieder auf höchstem Niveau zu fahren, haben mich angetrieben. Grundsätzlich aber war es einfach die sehr harte und konsequente Arbeit von mir, die mich dann auch wieder an die Spitze zurückgebracht hat. Die Akzeptanz der veränderten Situation und die immer wieder positive Sicht auf die kleinen Fortschritte, um das große Ganze zu erreichen, waren dabei absolut entscheidend.
Anna Veith: Mein Athleten-Mindset hat mich gelehrt, hartnäckig auf meine Ziele hinzuarbeiten und Herausforderungen mit Entschlossenheit anzugehen. Diese Mentalität hilft mir heute in allen Bereichen meines Lebens. Als Mutter kann ich meine Erfahrungen nutzen, um meinem Sohn Werte wie Disziplin, Engagement und den Glauben an sich selbst zu vermitteln, wobei ich als Mama ohnehin auch selbst jeden Tag dazulerne 😉. Das Durchhaltevermögen und die langfristige Sichtweise helfen sicher bei meiner unterstützenden Rolle im Hotel.
Anna Veith: Der Skisport hat sich während meiner Karriere und auch danach stark weiterentwickelt. Insbesondere die Entwicklung des Materials war extrem. Dadurch ist es auch notwendig geworden, sich auch körperlich ständig weiterzuentwickeln. Durch die ständig steigenden Kurvengeschwindigkeiten werden die G-Kräfte, die auf einen Sportler wirken, immer höher. Und dadurch die Belastungen auf Gelenke und Strukturen. Der Fokus auf Athletengesundheit und -sicherheit ist dabei ein zentrales Thema geworden, wobei man in vielen Themen keine eindeutigen Lösungen hat.
Anna Veith: Die Radien, die durch die Bauweise der Ski erreicht wurden, haben für mich persönlich den größten Einfluss genommen. Es macht einen großen Unterschied, ob man einen Meter mehr oder weniger Zeit zwischen den Toren hat. Die Radien haben vor allem enorme Auswirkungen auf die G-Kräfte. Größerer Radius am Ski heißt, man braucht mehr Kraft, um eine enge Kurve zu fahren, und das heißt in weiterer Folge, dass auch mehr G-Kräfte auf den gesamten Körper wirken. Gerade im GS war die Radius-Umstellung ein riesiger Einschnitt in die gesamte Technologie.
Anna Veith: Ich verfolge den Ski-Zirkus weiterhin mit großem Interesse. Auch nach meiner aktiven Karriere bleibt das Skifahren ein wichtiger Teil meines Lebens. Ich nutze meine Erfahrungen, um jungen Talenten Ratschläge zu geben und den Sport auf andere Weise zu unterstützen. Aktuell begleite ich eine junge Athletin, die gerade im Europacup fährt, als Mentorin.
Bei der Entwicklung der HEAD-JOY-Linie konnte ich meine Erfahrungen und mein Fachwissen ideal einbringen. Ich habe eng mit dem HEAD-Experten-Team zusammengearbeitet, um sicherzustellen, dass die Skier die Bedürfnisse und Anforderungen von Skifahrerinnen bestmöglich erfüllen. Dabei war mir wichtig, dass der Damen-Ski auch performanceorientiert gebaut ist, das heißt, der Radius wurde vergrößert und die Bauweise stabiler gemacht. Die „Rückmeldung“ vom Ski ist dadurch wesentlich verbessert worden. Dadurch lassen sich die Kurven auf Schnitt fahren und bei höherer Geschwindigkeit bleibt der Ski stabil am Schnee.
Anna Veith: Damen-Ski müssen auf die biomechanischen und anatomischen Besonderheiten von Skifahrerinnen abgestimmt sein. Eine optimale Balance zwischen Kontrolle, Wendigkeit und Stabilität ist entscheidend. Konkret wurde das Gewicht der Ski an das geringere Körpergewicht der Damen angepasst. Durch den gezielten Einsatz von Carbon wurde eine leichtere Bauweise erreicht, wobei die nötige Stabilität erhöht werden konnte. Der Radius wurde vergrößert, damit der Ski nicht zu aggressiv einlenkt, aber die Drehfreudigkeit ist weiterhin gegeben. Das Design ist meiner Meinung nach sehr reduziert und geschmackvoll gewählt, so dass es zu den verschiedensten Outfits passt und jede Dame individuell ihren Stil findet.
Grundsätzlich unterscheiden sich die Ski von der Grundidee nicht – es werden immer die hochwertigsten Materialien verwendet, um möglichst hohe Fahrqualität und vor allem Spaß zu gewährleisten. Die Damenmodelle sind vom Gewicht leichter und haben angepasste Längen und Radien, um auf die körperlichen Unterschiede bestmöglich einzugehen.
Wenn man für sich den richtigen Ski findet, macht es einfach viel mehr Spaß. Mein optimaler Ski sollte mich in meinem Fahrkönnen und meinen körperlichen Voraussetzungen optimal unterstützen. Je besser man abgestimmt ist, desto länger kann man den Tag auf Schnee genießen und desto mehr kann man die Fliehkräfte in den Kurven spüren.