Sabine Schipflinger ist eine ambitionierte Ganzjahressportlerin. Sie fährt sowohl im Winter als auch im Sommer den Berg hinunter – auf Ski wie auch am Bike. Der Mountainbikeguide – im Winter auch professionelle Freeriderin, Skiführerin und Skilehrerin – sorgt für jede Menge Frauenpower am Berg. Sie erzählt im Interview über ihre Sportleidenschaft, ihre Abenteuer, ihre Ausrüstung und hat dazu noch jede Menge Tipps und Tricks für bikebegeisterte Frauen (und Männer) parat. Ein tiefer Einblick in den Mountainbikesport und was man alles darüber wissen sollte.
Für mich hat Mountainbiken sehr viel gemeinsam mit Skifahren und Freeriden. Ich mag das Gefühl, das sich dabei entwickelt und das spüre ich bei beiden Sportarten. Ich erarbeite mir auch gerne die Aufstiege beim Skitourengehen im Winter, um an unberührte coole Abfahrten zu kommen. Im Sommer trage ich gerne mein Bike den Berg hinauf, um danach einen coolen Trail zu fahren. Es faszinieren mich die vielen Möglichkeiten, die ich beim Biken habe ... entweder flowig und schnell oder technisch mit vielen Spitzkehren im Bikepark oder auf Naturtrails.
Im Bikepark Leogang habe ich mit dem Mountainbiken begonnen. Damals war ich als Bikeguide in Saalbach-Hinterglemm tätig. Zu dieser Zeit gab es nur zwei Bikestrecken: am Reiterkogel und eben den Bikepark in Leogang. Ich verbrachte viel Zeit im Bikepark Leogang und konnte mir dort viele Sachen (auch manchmal auf schmerzhafte Weise) fürs Biken aneignen. Ich bin immer wieder gerne dort, weil er einfach sehr viel zu bieten hat. Da ist für jeden Biker und jedes Level was dabei!
Mir macht es eigentlich überall Spaß, wo ich mit meinem Bike bin. Egal ob im Bikepark, auf Naturtrails oder beim Hochtreten oder Hochtragen, um an coole Trails zu kommen. Die Vielseitigkeit des Bikens macht es für mich aus. Meine Bucket List ist noch lange, um nicht zu sagen, unendlich (lacht)! Aber was ganz oben steht, ist auf jeden Fall Kanada.
An unseren Israel-Trip denke ich sehr oft. Das war eine Reise wie aus dem Bilderbuch. Wir waren drei Mädels und hatten keine großen Erwartungen. Wir wollten einfach das Land bereisen mit dem Bike im Gepäck. Wir lernten auf einem Bikefestival in der Nähe von Tel Aviv einige Einheimische kennen und von da an waren wir bis zur Abreise nur mit Israelis unterwegs. Sie zeigten uns Trails, die wir sonst nie gefunden hätten, wir machten Night Rides durch Jerusalem und wurden mit dem besten Shakshuka bekocht. Für den Sommer spinnen sich schon wieder einige Pläne in meinen Kopf, mal schauen, wohin es mich verschlägt …
Ein Bike für Frauen sollte genauso viel können wie ein Bike für Männer, angelegt an das Fahrkönnen und den Bereich, wo man sich bewegt. Natürlich gibt es einen proportionalen Unterschied im Körperbau zwischen Männern und Frauen, aber da kaum ein Mensch wirklich der Norm entspricht, braucht nicht jede Frau zwingend ein Bike spezifisch für Frauen. Es passt auch nicht für jeden Mann die gleiche Rahmengröße verschiedener Hersteller.
Erstmal ist wichtig zu wissen, in welchem Bereich ich mich bewege, ob Bikepark, Enduro oder eher aufwärts orientiert. Hinzu kommt auch das Fahrerlevel, ob Anfänger oder Expert. Als Einsteiger würde ich empfehlen, verschiedene Bike-Hersteller zu testen, bevor man sich für ein Bike entscheidet.
SCOTT ist für mich der perfekte Partner, sei es im Winter oder im Sommer. Es deckt für mich alle Bereiche ab, die ich brauche und ich kann mich zu 100 Prozent auf das Material verlassen. Im Sommer bin ich am Ransom Tuned unterwegs, mit dem Trail-Protect-Rucksack für Snacks, Regenjacke, Tools und Erste Hilfe, am Kopf habe ich den Stego-Plus-Helm, ausgestattet bin ich mit Contessa-Bekleidung.
SCOTT Genius ST 920
Das komplett neue Genius ST ist für schnelle Fahrten in den Bergen gemacht. Damit kommt man ratzfatz den Berg hoch und mit Fullspeed wieder runter. Das Design ist funktionell mit versteckten Zügen, innenliegenden Dämpfern und konstruktiven Vorteilen für extreme Belastungen und optimalem Einsatz im Gelände – genau das, was man sich von einem innovativen Genius-Bike erwartet. Mit dem neuen individuellen Float-X-Nude-Dämpfer von FOX sind auch schwierige Trails federleicht zu bewältigen.
Key Features:
- Genius-Alu-Rahmen
- RockShox Lyrik 160 mm
- FOX FLOAT X Nude, TracLoc, 150 mm
- SRAM NX-SX Eagle 12 Gänge
- SRAM DB8 4-Kolben-Scheibenbremsen
- Maxxis-Faltreifen
Bevor ich eine Tour plane, sehe ich mir das Wetter an, in welchem Gelände ich mich bewege, wie viel Höhenmeter es sind und wie hoch die Schwierigkeit der Abfahrt ist. Wenn ich Touren für Gruppen plane, muss ich alle Bereiche an das Können der Teilnehmer anpassen und auch einen Plan B in petto haben. Das ist wichtig, sollte Plan A aufgrund von Faktoren wie Wetterumschwung, technischen Gebrechen etc. nicht möglich sein.
Für Tagestouren habe ich immer einen 20-Liter-Rucksack mit. Darin habe ich Erste Hilfe, Wechselkleidung, Tools, Ersatzkettenglied, Ersatzschlauch bzw. Tubeless Kit, Luftpumpe, Ersatzschaltzug und ganz wichtig: Wasser und Snacks!
Ich bin gerne auf Naturtrails unterwegs, liebe es aber auch, einen Tag nur im Bikepark auf den Downhillstrecken zu verbringen. Die Vielseitigkeit macht es für mich aus!
Wenn man mit dem Biken beginnt, auf jeden Fall ein Fahrtechniktraining absolvieren. Es gehört einfach viel dazu, um sicher am Bike zu sitzen: von der optimalen Position am Bike und dem richtigen Bremsen bis zur Kurventechnik. Als ich begonnen habe, gab es noch keine wöchentlichen Fahrtechnikangebote. Ich hatte auch keine erfahrenen Bikefreunde, die mir sagen konnten, was ich falsch machte. Bei mir war es eher Trial and Error (lacht).
Fahrtechniktipps von Mountainbikeguide Sabine Schipflinger
Bevor man sich einer steilen Abfahrt nähert, ist es wichtig, im flachen Gelände zuerst das richtige Bremsen in Kombination mit der richtigen Grundposition am Bike zu üben, bis man sich dort sicher fühlt. Gebremst wird immer mit Vorder- und Hinterbremse mit dem Zeigefinger am Bremshebel. Situations- und geländeabhängig wird die Vorderbremse öfters mehr geöffnet als die Hinterbremse.
Der wichtigste Tipp für das Kurvenfahren ist die Blickrichtung. Das gilt sowohl für eine Anliegerkurve im Bikepark als auch eine enge Kehre am Naturtrail. Nur wenn ich da hinsehe, wo ich hinwill, wird mein Bike folgen.
Beim Springen ist es wichtig, sich langsam heranzutasten. Beginnend mit Sprüngen von der Gehsteigkante bis zur Drop-Batterie im Bikepark. Wichtig beim Springen ist auch eine gewisse Grundgeschwindigkeit – genauso wie eine zentrale Position: Der zentrale Körperschwerpunkt sollte immer oberhalb des Tretlagers liegen (wie auch sonst). Im Idealfall landet man mit beiden Rädern gleichzeitig. Vermeiden sollte man das Landen am Hinterrad. Um in der Luft korrigieren zu können, ist auf eine passende Blickführung zu achten. Man sollte den Blick immer eine Fahrsekunde voraus in die Landung richten.
Leider gehört das Stürzen zum Biken dazu. Bei mir musste das Schlüsselbein schon drei Mal dran glauben und auch blaue Flecken kommen über den Sommer immer wieder zum Vorschein. Man kann auf jeden Fall das richtige Absteigen und Abrollen bei Stürzen üben. Durch das Üben von richtiger Fahrtechnik und Fahrposition kann man vor allem im Einsteigerbereich einige Verletzungen abmildern oder verhindern.
Beim Biken, vor allem im Trail- bzw. Downhill-Bereich, spielt der Kopf eine große Rolle. Ich würde es nicht Angst nennen, denn mit zu viel Angst würde ich die Kontrolle über mein Bike verlieren. Ich habe Respekt vor neuen schweren Stellen oder schwierigen Abschnitten. Aber ich schaue mir die kritischen Stellen möglichst im Vorhinein an und probiere sie erst dann zu fahren. Das ist auch tagesabhängig. Man hat gute Tage und weniger gute Tage. Manchmal spielt der Kopf nicht so richtig mit. Und diese Tage muss man dann auch akzeptieren. Wenn jedoch zu viel Angst mitfährt, passt eventuell die Position am Bike nicht, denn eine zentrale Position ist essenziell, damit ich mich am Bike wohl und sicher fühle.
Wieder langsam anfangen! In einer Gruppe unterwegs sein, in der man sich wohlfühlt und nicht gestresst ist. Meine Erfahrung zeigt, dass Frauen, die sich am Bike unsicher fühlen, in einer reinen Frauengruppe wieder besser zu ihrem Selbstvertrauen zurückfinden.
Man kann sich immer verbessern, egal wie gut man schon ist. Das macht das Biken für mich auch so faszinierend, weil es so viele Bereiche gibt, in denen man dazulernen kann. Man lernt nie aus! Das geht auch ganz simpel auf einem Parkplatz, in dem man Bunny Hops und Wheelies übt.
Beim ersten Mal als Guide in einem reinen Frauencamp war ich sehr skeptisch. Ob das funktionieren kann mit so vielen Frauen auf einem Haufen?! (grinst) Aber ich wurde sehr positiv überrascht und bin inzwischen überzeugte Befürworterin davon. Mittlerweile leite ich selbst im Winter und Sommer Mädelscamps. Unter Frauen geht es einfach relaxter zu, da gibt es nicht den Drang, sich gegenseitig zu überbieten, sondern vielmehr darum, sich gegenseitig zu pushen, zu motivieren und Spaß am Biken oder Freeriden zu haben.
Frauen am Bike oder Frauen beim Freeriden unterschätzen sich häufig, wollen andere nicht aufhalten und fühlen sich deshalb schnell gestresst. In gemischten Gruppen sorgen sich viele Frauen nicht primär um Stürze oder Verletzungen, sondern dass sie zu langsam sind und die Gruppe (vor allem die männlichen Teilnehmer) aufhalten könnten. Dieser Gedanke reicht oft aus, dass sich Frauen weniger zutrauen und sich somit am Bike oder auf Ski nicht weiterentwickeln können. Ich biete zusammen mit meinen Kollegen von Flatsucks (https://flatsucks.at/maedls-camps) im Sommer und Winter verschiedene Mädelscamps an.